Lesenswert: Kaufmännisches Handbuch des Photographen

Atelier Malicot

Kaufmännisches Handbuch des Photographen
Max Frank
1910, Verlag Wilhelm Knapp, Dresden
Antiquarisch um 60€

Die Ausstattung des Ateliers.

Wie das Empfangszimmer oder der Warteraum, so darf auch das Atelier selbst, in dem die Aufnahme vorgenommen wird, nicht abstoßend kalt wirken. Leider trägt schon das Glasdach einen großen Teil zur·Ungemütlichkeit desselben bei, die noch weiter durch die Nachlässigkeit des Lichthildners stark Vergrößert wird. Warum kann man nicht ebensogut den Aufnahmeraum wohnlich und behaglich ausstatten? Ja. da stehen technische Gründe im Wege, wird man entgegnen. Nicht ganz unrecht, aber doch die Hauptschuld liegt an der Unordnung, zn der sich der Photograph als „Künstler“ häufig berufen fühlt. Znnächst, müssen wir Teppiche, Felle und dergleichen mehr, was beim Photographieren zur „Dekoration“ benutzt wird, ungefaltet in die Ecke werfen? Können wir sie nicht ebenso an einem Platze ordentlich hinlegen, an welchem sie nicht zu sehen sind? Sind weiter die längst überflüssig gewordene Fangarme der Gradhalter, die gigantischen Ungetüme der Hintergründe, die Steinblöcke aus Pappe. die meist verstaubten, widerlich grün gefärbten papiernen Palmenwedel. oder was sonst noch an solchen Geschmacksverwirrungen alles vorhanden sein mag, dazu angetan, dem Kunden das Atelier vertraulich zu machen? Beschädigte Ateliermöbel, grob geflickte Vorhänge, bekleckste und verschmierte Zuggardinen. wie sie so oft zu finden sind, wirken abstoßend auf den Kunden, wie schon das ganze Tun des Photographen auf viele einen mystischen Eindruck macht. Das alles ist nicht Vorteilhaft, wenn wir ein uatiirliches Bildnis erreichen wollen. Hierzu muß der Kunde sich wohl fiihlen. Wir müssen daher das Atelier wohnlich ausstatten; damit braucht nicht gesagt zu sein: daß dies nicht auch im Rahmen des Glashausateliers geschehen kann.

Unschön wirkende Unordnung muß, soweit irgend möglich, vermieden werden. Kein Gerät, das nicht znr Aufnahme benötigt wird oder zur Ausstattung gehört, darf zu sehen sein. Es empfiehlt sich, für derartige häßliche Sachen, die hin und wieder zur Aufnahme gebraucht werden , einen besonderen Raum neben dem Atelier herzurichten oder noch besser im Glashause selbst durch Vorhänge oder durch einen Bretterverschlag, der natürlich schön tapeziert sein muß, eine Ecke für diesen Zweck abzutrennen. Wir haben auf diese Weise im Bedarfsfalle alles gleich zur Hand und können dem Aufnahmeraum stets ein gefälliges Aussehen erhalten.